Das Pragelatal, frühere Heimat der Palmbacher Waldenser
Fast alle Waldenser, die zwischen 1685 und 1701 Kolonien in Deutschland gründeten, stammen aus dem Tal der Chisone (französisch Cluson), die am Kamm der Cottischen Alpen entspringt, das mächtige Albergian-Massiv (3041 m) umfließt und westlich von Pinerolo die piemontesische Ebene erreicht.
Das Tal gehörte aber nicht, wie man aufgrund dieser geographischen Lage meinen könnte, zu einem, sondern zu zwei verschiedenen Staaten. Erst seit dem Frieden von Utrecht 1713 gehörte das gesamte Tal zu Savoyen-Piemont und kam damit auch zum heutigen Italien.
Vorher war das Chisonetal jahrhundertelang zwischen Frankreich und Savoyen-Piemont geteilt. Das Tal oberhalb dieses Felsmassivs war französisch. Nach der wichtigsten und am höchsten gelegenen Gemeinde wurde dieser Talabschnitt als das Pragelatal (italienisch Pragelato) bezeichnet. Das untere Tal bis nach Pinerolo hin, das sogenannte Perosatal (französisch Pèrouse), gehörte dagegen immer zu Savoyen-Piemont, auch wenn es wiederholt über Jahrzehnte von Frankreich besetzt war.
Zur evangelischen Kirchengemeinde Villaret gehörte auch La Balme und Roure. Da aber die Gemeinde zu groß war, wurde sie 1666 geteilt. La Balme mit Roure bekamen einen eigenen Pfarrer.
Weil die Waldenser nach ihrer Flucht aus ihren früheren Herkunftsgemeinden zusammen bleiben wollten, wurden die französischen Waldenser aus dem Pragelatal 1699 ins südliche Hessen geschickt, die piemontesischen Waldenser aus dem Perosatal nach Württemberg.
Bei Mörfelden sammelten sich Waldenser aus Roure, Méan und La Balme, die, die "Waldenserkolonie des Herrn Pfarrer Papon bei Mörfelden" bildeten und hier ihre neue Heimat fanden. Aus dieser Waldenserkolonie entstand der Waldenserort Walldorf (heute Mörfelden – Walldorf). Ende April 1701 zogen die meisten Waldenser nach Württemberg und Baden ab. Darunter auch die 28 Familien (111 Personen) aus dem Ort La Balme, die dann bei Grünwettersbach den Ort Palmbach gründeten. Die Waldenser aus Roure blieben in Walldorf.